Der alteingesessene Präsident hat seit Beginn seiner Amtszeit vor mehr als einem Jahrzehnt einen negativen Einfluss auf die Mannschaftsleistung. Jetzt müssen die Mitglieder entscheiden, ob sie seine Fehler weiter hinnehmen oder ihn bei der nächsten Abstimmung abwählen.
Hertha BSC durchlebt ein hartes Jahrzehnt. In den letzten 12 Saisons hat das Team unter der Leitung von Gegenbauer immense Anstrengungen unternommen, um relevant zu bleiben – jedoch ohne Erfolg. Als das Management von Hertha BSC anfing Trainer zu wechseln, ohne nennenswerte Ergebnisse zu liefern, wurde klar, dass das Problem tiefer liegt und der Fehler im Führungsstil von Präsident Werner Gegenbauer zu finden ist. Gegenbauers Vetternwirtschaft und seine politischen Interessen haben den Verein in eine schwere Krise getrieben. Auch der größte Finanzdeal in der Bundesligageschichte kann daran nichts ändern.
Werner Gegenbauer ist ein 71-jähriger deutscher Unternehmer, der den größten Teil seines Vermögens im Reinigungsunternehmen der Familie Gegenbauer angesammelt hat. Im Laufe der Jahre gelang es Gegenbauer, das Familienunternehmen zu einer der erfolgreichsten Dienstleistungsunternehmen Deutschlands zu entwickeln. Gegenbauer erweiterte die Familienunternehmensgruppe um neue eigenständige Fachunternehmen im Bereich Sicherheitsdienste und Facilitymanagement für das Gesundheitswesen und die Wohnwirtschaft. Darüber hinaus bekleidete Gegenbauer im Laufe der Jahre verschiedene leitende Positionen. Er wurde 1997 zum Präsidenten der Berliner Industrie- und Handelskammer gewählt und ist Mitglied des Wirtschaftsbeirates des Landessportbundes Berlin. Nachdem er 2006 den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden bei Hertha BSC übernommen hatte, wurde er 2008 von den Mitgliedern zum Vereinspräsidenten gewählt. Seitdem sind 13 Jahre vergangen und es stellt sich die Frage, ob er noch der Richtige für den Job ist?
Seit 1892, dem Gründungsjahr von Hertha BSC, stand der Verein im Zentrum deutscher und Berliner Sportkultur und wurde zusammen mit dem Olympiastadion zu einem echten Wahrzeichen Berlins. In der ganzen Zeit hat die ‘Alte Dame’, genauso wie ihre Geburtsstadt eine wechselvolle Geschichte mit einigen Höhen und Tiefen durchlebt. So verbrachte der Verein in den 70er Jahren nach mehreren Führungskrisen 13 Saisons in der 2. Bundesliga. Doch dann, gegen Ende der 90er Jahre, erholten sich die ‘Blau-Weißen’ und kehrten in die Bundesliga zurück.
Seit etwa zehn Jahren läuft es für den Hauptstadtverein jedoch nicht mehr so gut – es steckt der Wurm drin. Obwohl man sich zuvor noch zu den zehn erfolgreichsten Vereine der Bundesliga zählen durfte, befindet sich Hertha seit Jahren im Abstiegskampf. Begonnen hat dieser Leistungswandel bereits 2009, als Hertha in nur einer Saison vom vierten auf den achtzehnten Platz in der Bundesliga zurückfiel. Seitdem schwankt der Verein zwischen den ersten beiden Ligen, ohne es kaum in die Top-Ten der Bundesliga zu schaffen.
Was ist also mit dem Verein passiert, in dem man glaubte, man könne endlich zu dem ‘Big City Club’ werden, der man in der Hauptstadt längst sein wollte? Es scheint, als ob Hertha Schwierigkeiten hat, ein angemessenes Fußballniveau zu halten. Die Zukunft des Teams in der Bundesliga hat die letzten Saisons an einem seidenen Faden gehangen, immer einen Schritt vor dem Abstieg. Die Trainer wurden in einem unangemessenen Tempo gewechselt, Mal für Mal mit der Hoffnung, bei der Mannschaft den gewünschten Funken zu entzünden. Aber es scheint nicht zu helfen. Wie kommt es, dass ein so großer und finanzstarker Verein nicht in der Lage ist, die richtige Strategie zu finden? Hertha BSC gibt an, dass durch die Verpflichtung von Leuten wie Pál Dárdai oder Kevin-Prince Boateng die Hertha-DNA nicht verloren geht. Aber das scheint jetzt das Unwichtigste zu sein, worauf sich die Vereinsführung konzentrieren sollte.
Die Antwort auf das Problem findet man laut Fans im Vorstand von Hertha BSC. Seit Gegenbauer seine Präsidentschaft angetreten hat, wird der Verein von einer Vetternwirtschaft getragen, nach der nicht der Erfolg des Teams im Vordergrund steht, sondern die Pflege von Verbindungen. Diese These lässt sich leicht anhand Gegenbauers Entscheidungen für den Vorstand und der Verschwendung neuer Investitionen zur Begleichung vergangener Schulden beweisen. Belege dafür bieten auch einfache Statistiken: In den acht Jahren unter der Präsidentschaft von Bernd Schiphorst gelang es den Herthanern, unter den Top-Ten-Teams der Bundesliga zu bleiben. Währenddessen erlebte man in Gegenbauers Amtszeit nur Verluste und Abstiege.
Die vergangenen Jahre haben bei Hertha BSC ein ernstes Problem offenbart. Der Verein wird von einer Person geleitet, die ihre persönlichen Interessen in den Vordergrund zu stellen scheint. Ernennungen von Vorstandsmitgliedern, die der Position von Gegenbauer zugute kommen, Versuche, die Forderungen der Fans durch Trainerwechsel zum Schweigen zu bringen, und Gelder für nutzlose Zwecke zu verwenden, sind nur einige Merkmale der Leitung des Präsidenten. Die anstehenden Wahlen werden zeigen, ob die Vereinsmitglieder genug von Gegenbauers Tricks haben.